Am 1. November 2001 wurde ein MarktTreff in Kirchbarkau eröffnet. Das Konzept der ländlichen Versorgung war damals noch recht neu und wurde vom Land SH und von der Europäischen Union finanziell gefördert. Es war nicht einfach, einen Betreiber zu finden, aber mit Ingrid und Jürgen Harms hatte die Gemeinde ein engagiertes Ehepaar gefunden, das den Laden als „MarktTreff Harms“ fast 13 Jahre führte. Mit anderthalbjähriger Verspätung gingen sie im Oktober 2014 in den wohlverdienten Ruhestand – es war nicht leicht, einen geeigneten neuen Betreiber zu finden.
Ab dem 6. Oktober 2014 wurde der Laden von der Fisole GmbH, einer Tochterfirma der BBiDHB (Berufliche Bildung im DHB e. V.), übernommen. Einen Tag später, am 7. Oktober 2014, wurde die Übergabe unter Beteiligung der Staatssekretärin Dr. Silke Schneider vom Landwirtschaftsministerium, Bürgermeister Schwarten und regionalen Vertretern aus Vereinen und Verbänden vollzogen und der neue Marktleiter, Hagen Jeske, begrüßt.
Martina Goetz, Geschäftsführerin der FISOLE GmbH, übernahm ab Anfang Oktober die strategische Leitung des Ladens unter dem Namen „MarktTreff Kirchbarkau – Ihr Dienstleister im Barkauer Land“. Ihre Motivation sah die FISOLE in der Stärkung des ländlichen Raumes und Frau Goetz hatte für dieses neue Projekt viel geplant: Der Laden sollte renoviert und modernisiert werden, der Markttreff zu einer Integrationsfirma gemacht und ein bis zwei Menschen mit Handicap als Mitarbeiter eingestellt werden.
Die Gemeinde zeigte sich erleichtert, dass der MarktTreff erhalten blieb und sah dem veränderten Konzept mit Spannung und Zuversicht entgegen. Aber nach gerade mal einem Jahr hieß es laut Kündigungsschreiben der FISOLE GmbH, dass sich „die ländliche Nahversorgung mit regionalen Arbeitsplätzen für benachteiligte und behinderte Menschen zu verbinden durch uns in dieser Form nicht realisieren lässt.“
Die völlig unerwartete Schließung des Marktes wurde Bgm. Franz Schwarten im August 2015, während der Sommerpause für die Gemeindevertretung, per Mail angekündigt. Eine gute Idee war somit „den Bach runter gegangen“! Tatsächlich waren die äußeren und internen Bedingungen für den Marktleiter Jeske von Anfang an denkbar schlecht. Die Gruppe der ehrenamtlichen Helfer durfte es hautnah erfahren, dass ein solcher Laden mit einem Stellenschlüssel 1,5 und drei stundenweise Beschäftigten nicht kundengerecht zu führen ist. Die Hilfe der Freiwilligen war schon „überlebenswichtig“ geworden. Dazu kamen auch noch Probleme der Energieversorgung bei der Waren-Kühllagerung hinzu!
Die Modernisierung und Sanierung des Ladens hatte die Gemeindevertretung Kirchbarkau gerade erst vor der Sommerpause 2015 beschlossen, die notwendigen Zuschüsse erhandelt und schon einen Architekten mit der Planung beauftragt, als die „Hiobsbotschaft“ der Frau Goetz im Mail-Kasten landete. In einer internen Sitzungen mussten sich die GV-Mitglieder nach der Sommerpause erst einmal mit der neuen Lage vertraut machen! Viele Aktivitäten gab es daraufhin hinter den Kulissen – immer im Bestreben, einen Weg zu finden, wie der Laden zu halten oder nach Umstrukturierung wieder neu zu eröffnen ist.
Am 7. Oktober 2015 fand dann die entscheidende Einwohnerversammlung zum Thema MarktTreff Kirchbarkau statt. Folgendes Vorgehen der Gemeinde wurde verkündet: Der Laden werde wie geplant renoviert, energetische saniert und modernisiert, die Finanzierung aus EU-Zuschüssen (300.000 €) und Eigenmitteln (100.000 €) sei gesichert und der MarktTreff solle so bald als möglich wieder eröffnet werden.
Auf dieser Sitzung gründete sich auch ein Arbeitskreis „MarktTreff Barkauer Land“ (AKMTBL) mit Franz-Josef Pröpper, Hans-Jürgen Jeß, Jürgen Harms, Günther Danklefsen, Petra Kitzmann-Voss, Dr. Dagmar Thiele-Gliesche und dem Sprecher Frank Jedicke. Als Ergebnis gründlicher Recherche, maßgeblich angeführt von Frank Jedicke und Franz-Josef Pröpper, legte der AKMTBL der Gemeindevertretung das Konzept einer Bürgergenossenschaft als Träger des neuen Ladens vor. Die Gemeinde stimmte diesem zu und veröffentlichte eine Ausschreibung für die Leitung des Ladens. Nach Prüfung und Abwägung aller Bewerbungen entschied sich die Gemeinde für Frau Dr. Dagmar Thiele-Gliesche als Marktleiterin.
Inzwischen war ein fachkundiges Architektenbüro beauftragt, einen modernen Laden mit Bistro-Küche entstehen zu lassen, die Bürgergenossenschaft hatte sich am 7. Juli 2016 gegründet, ein MarktTreff-Helferkreis stellte sich an die Seite von Frau Dr. Thiele-Gliesche, und bis zum September waren nicht nur die Umbau- und Modernisierungsarbeiten zum Abschluss gebracht, auch die Genossenschaft hatte mit 160 Anteilszeichnern ihr Ziel erreicht.
Mit der Bürgergenossenschaft Barkauer Land wird in puncto Trägerschaft und Kundenbindung ein ganz neuer Weg beschritten: Auch die Nachbargemeinden sind eingebunden und die Mitbürger im Barkauer Land sind bereit, die Lebensqualität in ihrer Region finanziell zu fördern; dabei wird die Geldeinlage nur an die Bürgergenossenschaft geliehen!
Am 1. Oktober 2016 schließlich konnte der Laden mit einem großen Empfang unter dem Namen „MarktTreff Barkauer Land“ neu eröffnet werden. Nach Aussage vieler alter und neuer Kunden ist im zentralen Ort Kirchbarkau ein kleiner, regionaler „Supermarkt“ entstanden, der in puncto Ausstattung, Angebot und Preisen einem Vergleich mit „großen Märkten“ durchaus standhalten kann.
29. Oktober 2016/H.J.
Es gibt bisher 36 MarktTreffs in SH und 14 sind in Vorbereitung. Unser MarktTreff hat in den ersten 13 Jahren eine herausragende, eine Vorbildfunktion gehabt und soll es auch die nächsten 13 Jahre wieder haben. Die Bürgergenossenschaft Barkauer Land eG schafft mit dem neuen MarktTreff Barkauer Land die besten Voraussetzungen dafür.